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Glasbearbeitung

Kratzer im Glas entfernen: Warum hier keine Hausmittel helfen

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 15. April 2021
Lesedauer: 8 Minuten
© Anton Opanasiuk / istockphoto.com

Egal ob auf Fenstern, Handydisplays oder dem Fernsehtisch: Bei regelmäßigem Gebrauch wird früher oder später jede noch so schöne Oberfläche aus Glas Gebrauchsspuren aufweisen. Besonders im Internet kursieren zahlreiche Tipps und Tricks, mit welchen Hausmitteln Sie lästige Glaskratzer entfernen können – meist allerdings ohne Erfolg. Denn für unschöne Kratzer im Glas gibt es meist nur eine wirkungsvolle Lösung – den Fachmann.

Alles auf einen Blick:

  • Hausmittel wie Zahnpasta, Stahlwolle oder Schleifpapier sind gänzlich ungeeignet, um Glaskratzer zu entfernen. Im besten Fall bleiben Ihre Polierversuche wirkungslos, im schlimmsten Fall haben Sie danach mehr Kratzer als vorher und matte Stellen.
  • Polieren Sie die betroffene Stelle am besten mit einer speziellen Glaspolitur. Diese gibt es bereits ab 12 Euro.
  • Sind die Kratzer schon zu tief oder hat Ihr Polieren nichts gebracht, sollten Sie sich an einen Glaser wenden. Er hat das passende Equipment, um den Schaden an Ihrer Glasoberfläche zu begrenzen oder zu beseitigen.
  • Häufig entstehen Glaskratzer beim Putzen. Achten Sie daher besonders auf saubere, staubfreie Tücher. Ein einziges Sandkorn im Lappen reicht aus, um Ihre Scheibe zu zerkratzen.

Glaskratzer entfernen: Kein Fall für Zahnpasta und Stahlwolle

Keine gute Idee: Möchten Sie die unschönen Kratzer auf Ihrer Glasscheibe nicht noch verschlimmern, sollten Sie von zweifelhaften Hausmitteln wie Zahnpasta, Stahlwolle und Co. dringend absehen.

Viele und tiefe Gratzer auf einer Glasscheibe
© Anton Opanasiuk / istockphoto.com

Warum lassen sich Glaskratzer nicht mit Hausmitteln entfernen?

Es ist richtig, dass Glaskratzer durch Polieren und Reiben entfernt oder zumindest unsichtbar gemacht werden können. Allerdings werden Sie mit Zahnpasta keinen Effekt erzielen, mit Stahlwolle und Schmirgelpapier ziemlich sicher noch mehr Kratzer und matte Stellen verursachen. Denn um solche Schäden aus Glas zu beseitigen, sind spezielles Werkzeug und das richtige Poliermaterial notwendig.

Auch von alternativen Füllstoffen wie klarem Nagellack sollten Sie nicht zu viel erwarten. Zum einen bedeutet das Auffüllen eines Kratzers filigranes Arbeiten, was mit herkömmlichem Nagellack kaum zu schaffen ist. Zum anderen ist ein solches Makel schon zu tief in der Oberfläche, als dass Laien daran noch irgendetwas verbessern könnten. Solche Schäden gehören dann sowieso in die Hände eines Fachmanns.

Möchten Sie dennoch zuerst den etwas günstigeren Weg ausprobieren, greifen Sie statt zu Nagellack lieber gleich zu speziellen Reparatursets für Glas.

ACHTUNG:
Lassen Sie die Finger auch von Reinigern für Ceranfelder oder Ähnliches. Diese zerstören im schlimmsten Fall die empfindliche Glasoberfläche. Auch wenn viele Hobby-Bastlerseiten anderes behaupten: Es gibt leider kein Hausmittel, mit denen Sie Beschädigungen in Glasoberflächen reparieren können.
 

Mit Politur gegen Glaskratzer

Bei teuren Fensterscheiben, besonders wertvollen Möbelstücken oder dekorativen Gegenständen aus Glas sind Kratzer durchaus ärgerlich. Bei kleinen Beschädigungen können Sie mit etwas Feingefühl und vor allem den richtigen Hilfsmitteln ihr Glück versuchen, bei tiefen Glaskratzern kann in der Regel nur der Fachmann helfen.

Wie können Sie Glaskratzer entfernen?

Möchten Sie erst einmal versuchen, einen leichten Kratzer selbst und ohne Fachmann zu entfernen, sollten Sie sich dafür spezielle Glaspolitur zulegen. Diese sind bereits ab 12 Euro erhältlich und können leichte, feine Kratzer ausbessern, dass sie nicht mehr so sehr auffallen oder die Sicht behindern. Denn gerade bei Windschutzscheiben im Auto können feine Glaskratzer den freien Blick stören. Besonders dann, wenn Sonnenlicht oder Scheinwerferlicht anderer Autos an den Kratzern gebrochen wird und in sämtliche Richtungen streut, können Glaskratzer dem Fahrer die Sicht nehmen.

TIPP:
Glaspolitur lohnt sich nicht nur dann, wenn bereits flache Kratzer entstanden sind. Auch eingetrübten oder matten Glasflächen können Sie damit wieder neuen Glanz verleihen.
 

Gehen Sie am besten folgendermaßen vor, wenn Sie die betroffene Stelle selbst polieren möchten:

  1. Reinigen Sie die Glasscheibe gründlich von Schmutz, Staub und Fett. Dafür eignen sich entweder Wasser und Spülmitteln, Essig, Zitronensaft oder Glasreiniger. Achten Sie darauf, nur saubere Lappen und Tücher zu verwenden. Denn oft sind Schmutzpartikel und Sandkörner im Lappen die Ursache von Kratzern.
  2. Bereiten Sie die Glaspolitur nach Herstellerangaben vor. Flüssige Politur muss meist gut geschüttelt werden, Pulverpolitur muss in der Regel mit Wasser zu einer Paste verrührt werden.
  3. Tragen Sie, je nach Gebrauchsanweisung Ihres Produkts, die Politur manuell in kreisenden Bewegungen mit einem Polierfilz oder maschinell mit einer Poliermaschine auf. Falls Sie mit einer Poliermaschine arbeiten, achten Sie auf ein passendes Filzpad und die richtige Einstellung der Umdrehungen pro Minute.
  4. Entfernen Sie anschließend die verriebene Glaspolitur mit einem feuchten, sauberen Lappen und reinigen Sie die Scheibe schließlich noch einmal ordentlich mit Wasser und Spülmittel oder einem Fensterreiniger.
ACHTUNG:
Benutzen Sie für Glasoberflächen nach Möglichkeit keine Mikrofasertücher, sondern Baumwolltücher. Zum einen haben Mikrofasertücher eine abschleifende Wirkung, zum anderen ziehen sie feinste Staubpartikel geradezu an. Glaskratzer beim Putzen sind dadurch vorprogrammiert.
 

Wann ist die Hilfe eines Fachmanns sinnvoll?

Handelt es sich um sehr feine Kratzspuren, können Sie eine Schadensbegrenzung erst einmal in Eigenregie versuchen. Sobald der Kratzer aber tiefer geht und Sie ihn spüren können, beispielsweise wenn Sie mit dem Fingernagel darüberfahren und hängen bleiben, sollten Sie einen Fachmann konsultieren. Denn dann werden Sie mit einer einfachen Glaspolitur nichts mehr ausrichten können.

ACHTUNG:
Mit unsachgemäßen Polierversuchen können Laien mehr Schaden als Nutzen anrichten.
 

Ein Glaser hat dagegen das passende Equipment zur Hand. Er kann tiefe Kratzer und Risse im Glas mit einem bestimmten Mittel auffüllen, das beim Aushärten transparent wird und sich so ideal ins Glas einfügt. Hierfür wird die gesamte Glasplatte mit einer speziellen Technik sorgfältig und ordnungsgemäß behandelt. Das ist relativ zeitintensiv und aufwendig, lohnt sich aber bei teuren Scheiben oder wertvollen Möbeln in jedem Fall.

Spezialfall Glastisch

Kurz nicht aufgepasst, die schwere Dekoschale verrutscht und schon ist es passiert: Einrisse und Kratzer auf der Glastischplatte. Das gute Stück ist jedoch nicht zwangsläufig ruiniert oder nur noch mit einer Tischdecke salonfähig. Je nach Tiefe der Schramme können unterschiedliche Methoden Abhilfe schaffen.

Wie können Sie Kratzer im Glastisch entfernen?

Sind nur feine Kratzspuren auf dem Glastisch zu finden, können Sie zunächst selbst versuchen, diese auszubessern. So sollten Sie es im ersten Schritt am besten mit einer speziellen Glaspolitur, wie weiter oben beschrieben, versuchen.

Sind die Schäden im Glastisch größer, fallen sie vor allem aus dem Grund auf, da ihre Kanten hell leuchten. Dann können Sie es noch mit diesem Trick versuchen: Malen Sie den Riss mit einem Bleistift aus. Durch die graue Füllung wirkt der Kratzer dezenter und fällt weniger auf. Allerdings wird der Kratzer dadurch nicht beseitigt, sondern nur kaschiert und diese Prozedur muss nach jedem Putzen der Tischplatte wiederholt werden.

Wer mit großen Kratzern zu kämpfen hat, kann auch auf den so genannten Kanadabalsam zurückgreifen. Dabei handelt es sich um kanadisches Baumharz, das in jedem Baumarkt zu bekommen ist und oftmals auch gegen tiefe Kratzer wirkt.

5 Tipps, um Kratzern vorzubeugen

Besser als Kratzer zu entfernen ist es, diese gar nicht erst entstehen zu lassen. Zwar lassen sie sich auf lange Sicht kaum vermeiden, aber mit ein paar Tipps deutlich reduzieren.

Wie können Sie Kratzer im Glas vermeiden?

Mit diesen hilfreichen Tipps können Sie Kratzer in Ihren Fensterscheiben, auf dem Glastisch, in der Windschutzscheibe oder in der Glasdusche vermeiden:

  • Reinigen Sie Glasflächen regelmäßig und benutzten Sie möglichst nur saubere Tücher aus Baumwolle. Selbst ein einziges Sandkorn im Putzlappen kann bereits bei leichtem Druck feine Kratzer verursachen.
  • Verwenden Sie Mikrofasertücher auf Glas und auch auf Lack sehr vorsichtig. Diese haben eine leicht abschleifende Wirkung und ziehen Schmutz und Staub regelrecht an.
  • Bringen Sie an der Unterseite von Schalen und anderen Dekoelementen auf Ihrem Glastisch Filz- oder Gummigleiter an. Verwenden Sie am Esstisch Tischsets oder eine Tischdecke unter den Tellern.
  • Tragen Sie bei der Reinigung keinen Schmuck wie Armketten oder Ringe. Streichen Sie auch sonst nicht mit der flachen Hand über Glasoberflächen, wenn Sie Ringe tragen.
  • Für Glasflächen auf Handys, Bildschirmen oder Glastischen können Sie auf spezielle Schutzfolien zurückgreifen, die das Glas vor Schmutz und Schäden bewahren. Sogenannte Panzerglasfolien haben schon so manches Smartphone vor einem zerkratzen und gesprungenen Display bewahrt.

Fazit

Mit speziellen Polierpasten für Glas können Sie versuchen, verkratzte Glasoberflächen zu polieren. Vergessen Sie angebliche Wundermittel wie Zahnpasta, Stahlwolle oder Schleifpapier. Diese Hausmittel sind wirkungslos, um unschöne Kratzer zu entfernen und verursachen eher noch weitere Schäden und matte Stellen im Glas. Dadurch wird der Schaden in der Scheibe erst so richtig auffällig.

Haben Sie viele oder tiefe Kratzer oder sind teure Fensterscheiben oder wertvolle Möbel betroffen, sollten Sie einen Experten hinzuziehen. Glaser haben die passende Ausrüstung und das nötige Know-how, um Glas schonend zu reparieren, ohne dabei zusätzliche Schäden anzurichten oder weitere Kratzer zu verursachen.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.