Sicherheitsglas unterliegt strengen Kontrollen und kommt in diversen Bereichen zum Einsatz: als Überkopfverglasung im Privatbereich oder als Brand- und Überfallschutz im öffentlichen oder gewerblichen Bereich. Hier erfahren Sie, welche Anforderungen diese Verglasungen erfüllen müssen, wie sie kategorisiert werden und mit welchen Preisen Sie rechnen müssen.
Alles auf einen Blick:
- Sicherheitsglas dient zur Vermeidung von Verletzungen und Einbrüchen in privaten und öffentlichen Gebäuden.
- Varianten sind das Einscheiben-Sicherheitsglas und das Verbund-Sicherheitsglas. Beide werden bei der Verarbeitung thermisch vorgespannt. So entsteht die benötigte Eigenschaft zum Unfallschutz.
- Verbund-Sicherheitsgläser bestehen aus mehreren Scheiben und einer Folie, die bei Bruch die Glassplitter bindet. So entsteht kein Loch, weshalb sich diese Glasart besonders zum Einbruchschutz eignet.
- Neben diesen Eigenschaften können Sicherheitsgläser auch Brand- und Schallschutz bieten.
- Die Kosten für solche Glasarten variieren je nach Ausführung für die individuellen Bedürfnisse. Anfertigungen nach Maß liegen im höheren Preissegment.
Allgemeines
Sicherheitsglas ist eine Glasart, die aufgrund ihrer Eigenschaften vor Verletzungen bei Bruch schützen soll. Die DIN 18008 regelt, an welchen Stellen in Gebäuden es vorgeschrieben ist.
Was ist Sicherheitsglas?
Es handelt sich um ein Glas, das besondere Schutzmerkmale aufweist. So soll es bei Bruch für ein verringertes Unfall- und Verletzungsrisiko für Mensch und Tier sorgen. Je nach Bedarf kann es zudem auch Brandschutz, Schallschutz, Einbruchschutz, Wärmeschutz oder Sichtschutz bieten.
Wo ist Sicherheitsglas vorgeschrieben?
Die DIN 18008 schreibt vor, dass bei einer solchen Glasart die sogenannte Verkehrssicherheit gegeben sein muss. Dies bedeutet, dass Personen ohne Unfall- und Verletzungsrisiko neben und unter Gläsern laufen können. So ist laut der Norm die Glasart bei sogenannten Überkopfverglasungen an Dächern, Wänden, Geländern, aber auch im Aufzug in öffentlichen Räumen Pflicht. Und zwar ist sie dann erforderlich, wenn der Abstand zwischen Glas und Verkehrsfläche mindestens 80 Zentimeter beträgt.
Die Anschaffung macht auch für den Privathaushalt Sinn, um sich vor persönlichen Schadensfällen oder solchen an Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten oder fremden Besuchern zu schützen.
Arten
In Deutschland gibt es zwei Arten von Sicherheitsglas. Sie unterscheiden sich vor allem in der Anzahl der Scheiben, die durch Erhitzen bruchfester werden.
Welche Arten von Sicherheitsglas gibt es?
Prinzipiell können Sie nach der Art und der Konstruktionsweise differenzieren. Zu unterscheiden gilt es das Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) und das Verbund-Sicherheitsglas (VSG).
ESG besteht, wie der Name schon verrät, aus einer Scheibe. VSG hingegen ist immer mindestens aus zwei Glasscheiben und einer dazwischenliegenden Folie zusammengestellt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Eigenschaften, die je nach Bedarf nützlich sein können.
Wie entsteht Sicherheitsglas?
Das ESG wird durch Erhitzen auf über 600 Grad Celsius und anschließender direkter Abkühlung thermisch vorgespannt. Als Glasscheibe wird Ornament- oder Floatglas verwendet. Floatglas ist ein Standardglas, das mit dem sogenannten Floatverfahren produziert wurde. Dabei wird in einem Endlos-Prozess laufend das flüssige Glas auf flüssiges Zinn gegeben und schwimmt (englisch: to float) auf diesem.
Im Glas entsteht aufgrund des schnelleren Abkühlens an der Oberfläche außen eine Druckspannung, die das Glas biegzugfester macht. Im Inneren des Glases entsteht eine Zugspannung. Dadurch wird das Glas stabiler und temperaturbelastbarer, jedoch nicht härter. Bei Bruch zersplittert es deshalb in würfelförmige kleine Stücke.
Beim VSG werden zwei Scheiben, meist ein Einscheiben-Sicherheitsglas oder ein teilvorgespanntes Glas, und eine elastische und reißfesten Folie, meist Polyvinylbutryral (PVB-Folie), verwendet. Dadurch bleiben bei einem Bruch die Glassplitter an der Folie haften und der Verbund der Glasscheibe weitestgehend bestehen. Es entsteht im Vergleich zum ESG kein Loch.
Mitunter kann das Verbund-Sicherheitsglas auch aus drei Glasscheiben bestehen, um die Sicherheit noch weiter zu erhöhen.
Wie wird dieses Glas geschnitten?
Bei der Verarbeitung sind einige Punkte zu beachten. Beispielsweise kann (teil-)vorgespanntes Glas, und damit auch häufig VSG, nur zurecht geschnitten werden, bevor die Verglasung in die Eigenspannung versetzt wird. Nachträgliches Schneiden würde zum Bruch führen.
Auch bei der Bearbeitung der empfindlichen Kanten ist Vorsicht geboten. Daher ist von Selbstversuchen abzuraten, falls vorgefertigtes Sicherheitsglas nicht problemlos eingesetzt werden kann oder aus anderen Gründen formlich verändert werden soll. Wenden Sie sich stattdessen an einen professionellen Betrieb, der Ihre Verglasung nach Ihrem gewünschten Maß herstellt und einsetzt. Dadurch entstehen Ihnen zwar zunächst höhere Kosten, allerdings haben Sie dann hochwertiges und haltbares Material, das Ihren individuellen Anforderungen standhält.
Anforderungen
Um als Sicherheitsglas zertifiziert zu werden, muss das Glas Verletzungen vermeiden. Daneben kann Verbund-Sicherheitsglas auch vor Einbruch schützen. Weitere Eigenschaften dieser Glasart können der Brandschutz oder der Schallschutz sein.
Welche Eigenschaften besitzt ein Sicherheitsglas?
Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, darf das Sicherheitsglas bei Bruch nur ein gemindertes Unfallrisiko für Mensch und Tier darstellen. Das ESG erfüllt diese Anforderung, da es eine hohe mechanische Festigkeit aufweist und in kleine stumpfe Splitter ohne scharfe Kanten zerbricht. Die besondere Biege-Zug-Festigkeit ermöglicht zudem die Verschraubung und Bohrung des ESG, beispielsweise bei Glastüren oder Duschkabinen. Zudem ist ESG aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit in der Regel leichter als VSG.
Das VSG ist robuster aufgrund der mindestens zwei verbauten Glasscheiben, die mit einer Spezial-Folie verbunden sind. So bleiben die Glassplitter an der Folie haften und fliegen nicht herum. Deswegen ist dieses Glas besonders für tiefe Abstürze geeignet und aufgrund seiner Eigenschaften auch Standard bei Überkopfverglasungen. Zum Einsatz kommen sie darüber hinaus auch bei Balkontüren und bei Geländern von Häusern oder Brüstungsverglasungen wie Balkon oder Dachterrassen. VSG kann auch als Brandschutz bei Türen, Fenstern oder Fassaden genutzt werden, um Fluchtwege im Brandfall zu sichern.
Durch die Folie sowie mehrere Scheiben im Allgemeinen erhöht sich im VSG auch der Lärmschutz, eine weitere angenehme Begleiterscheinung. Der zusätzlich einbaubare Sichtschutz, beispielsweise durch satiniertes Glas, bietet sich für Balkone oder Terassen an.
Was sind die Anforderungen an Sicherheitsglas?
Die Anforderungen sind vielfältig. Je nach Bedarf reicht ein ESG, in den meisten Fällen wird aber auch im privaten Bereich das VSG gewählt. Es lassen sich drei Sicherheitstypen unterscheiden, die mit der jeweiligen Bauart einher gehen.
Die passive Sicherheit soll lediglich vor Verletzungen durch das Glas, beispielsweise Splitter nach einem Bruch, schützen. Diese wird bei Innenverglasungen von Gebäuden, Duschkabinen oder Seitenscheiben von Autos gefordert. In diesem Fall sind ESGs ausreichend.
Die aktive Sicherheit soll die Hemmschwelle zwischen Gefahr und zu schützendes Objekt, also Mensch und Tier, darstellen. Typische Einsatzorte sind die Einbruchvorsorge und der Brandschutz. Hier kommt in der Regel das VSG zum Einsatz.
Die konstruktive Sicherheit bildet jenes Gebiet ab, bei dem Glas als Gestaltungselement eingesetzt wird. Typischerweise sind das Überkopfverglasungen, gläserne Brüstungen oder begehbares Glas (beispielsweise im Grand Canyon). Dann muss auch bei Glasbruch eine Reststabilität gegeben sein, die eine Absturzsicherheit und Resttragefähigkeit gewährleistet.
Einbruchschutz
Prinzipiell können Sie zur Vorsorge gegen Einbruch das ESG und das VSG nutzen. Ein ESG funktioniert wie folgt: Zerbricht das Glas, wird eine stromleitende Schleife durchtrennt und somit die Alarmanlage vom Glasbruch informiert.
Das VSG hingegen trägt aufgrund seiner Beschaffenheit aktiv zur Sicherheit vor Einbrüchen bei. Dabei gibt es mehrere Stufen, die in der DIN EN 356 festgelegt sind.
Zu unterscheiden gilt es die Klassen P1A bis P5A, die als durchwurfhemmend kategorisiert werden. Hierbei wird nur das Einwerfen der Scheibe durch einen Stein verhindert. Zur Einteilung in die entsprechende Kategorie dient die Fallhöhe einer vier Kilogramm schweren Stahlkugel auf das Glas, das nicht brechen darf.
Stärker noch, und damit einbruchhemmend sind die Klassen P6B bis P8B. Mitunter ist auch von durchbruchhemmendem oder angriffshemmendem Glas die Rede. Hierbei wird die Sicherheitskomponente mittels einer Axt ermittelt. Die Anzahl der Schläge bis zur Öffnung einer bestimmten Größe dient der Einteilung in einer der Klassen.
Einen totalen Einbruchschutz kann natürlich niemand garantieren und der Sicherheitsfaktor eines Glases hängt auch vom Erfahrungsgrad und Werkzeug des Einbrechers ab. Aber je länger ein Einbrecher braucht, um durch das Fenster ins Haus zu kommen, desto wahrscheinlicher ist ein Abbruch des Vorhabens.
Alternativ finden Sie bei der Ausweisung von Einbruchschutz auch die Klassen RC1 bis RC6, die in der Norm SN ENV 1627 definiert sind. Diese bezeichnen die Widerstandsklasse des gesamten Fensters. RC6 weist dabei den höchsten Schutz auf, erstreckt sich die Widerstandsdauer doch auf bis zu 20 Minuten und ist für Juweliere und Banken gedacht. Fenster in Privathaushalten sollten mindestens mit RC2 Verglasungen ausgestattet sein, gleichbedeutend mit einer Widerstandsdauer von 3 Minuten, das Mindestmaß für ein Wohngebäude.
Beachten Sie, dass mit zunehmender Widerstandsklasse auch die Feuerwehr erschwerten Zugang bei einem Rettungseinsatz hat.
Brandschutz
Brandschutztüren aus Sicherheitsglas kommen vor allem in öffentlichen Gebäuden bei Fluchtwegen zum Einsatz, in denen Sie vor Feuer schützen sollen. Gleichzeitig bietet eine Brandschutztür aus Glas mehr Licht in einem Raum. Das gleiche gilt für Glaswände und Dächer, die ebenfalls Lichteinfall und Brandschutz abdecken.
Unwetterschutz
Gerade Dachfenster sind von Regen, Gewittern und Hagel betroffen. So sollte die Glasart besonders durchwurfhemmend verarbeitet sein. Auf der Innenseite bietet sich ein edelmetallbeschichtetes Floatglas an. An der Außenseite macht ein gehärtetes ESG Sinn, das bei Bruch durch Hagel in viele kleine Teile zerfällt.
Schallschutz
Sicherheitsgläser können auch, insbesondere bei Fenstern, zum Schallschutz genutzt werden. Dabei gilt: Je mehr Glasscheiben, desto größer der Schutz, da der Schall gewissermaßen absorbiert wird.
Kosten
Der Preis für ein Sicherheitsglas variiert je nach Ausführung, Dicke und Eigenschaften. Sinnvoll ist der Vergleich verschiedener Angebote online oder die Beauftragung eines Experten.
Was kostet ein Sicherheitsglas?
Der Preis ist davon abhängig, ob Sie sich für ESG oder VSG entscheiden. Hinzu kommt die Verarbeitung der Kanten, ob das Glas gebohrt werden oder eine Schutzschicht haben soll. Dazu kommen noch Lieferkosten.
Für ein ESG mit 4 Millimeter Dicke müssen Sie mindestens 55 Euro pro Quadratmeter in der Grundausstattung rechnen. Bei einem ESG mit 10 Millimeter Dicke beträgt der Preis bereits 150 Euro pro Quadratmeter.
Für ein VSG mit 6 Millimeter Dicke und ohne Schnickschnack müssen Sie 60 Euro pro Quadratmeter bezahlen, eine 10 Millimeter dicke Variante deutlich über 100 Euro. Auswirkungen auf den Preis bei dieser Glasart hat auch die Art und Größe der genutzten PVB-Folie zwischen den Scheiben. Holen Sie Sich demnach mehrere Angebote von Glaserei-Betrieben zum Vergleich ein, um ein umfangreiches Bild zu bekommen.
Generell sollten Sie mit einem Aufpreis im Vergleich zu einem einfachen Fensterpreis von 50 bis 150 Euro pro Quadratmeter rechnen.
Gibt es das Glas auch auf Maß?
Sie kennen das: Sie suchen online nach dem passenden Material und dem besten Preis, scheitern aber immer wieder an den unterschiedlichen Maßen. Viele Hersteller bieten eine Fertigung nach Maß an. Allerdings ist das mit erheblichen Mehrkosten verbunden.
Daher sollten Sie sich mit einem Glaserei-Experten zusammensetzen, der mit Ihnen das für Sie optimale Preis-Leistungs-Verhältnis bespricht und Ihnen auch bei der Beschaffung des richtigen Glas mit den passenden Maßen hilft.
Fazit
Die Verwendung von Sicherheitsglas in privaten, öffentlichen und gewerblichen Gebäuden ist durch die DIN 18008 vorgeschrieben. Um dieser nachzukommen und damit Gefahren durch scharfe Splitter im Falle eines Glasbruchs zu vermeiden, sollten Sie gewisse Anforderungen an die Verglasungen stellen. Einscheiben-Sicherheitsgläser eignen sich in erster Linie zur passiven Sicherheit, das heißt zur Vorsorge von Verletzungen durch das Glas. Die notwendige Eigenschaft erhält es durch die thermische Vorspannung beim Verarbeitungsprozess.
Verbund-Sicherheitsgläser bieten aufgrund ihrer Eigenschaften – mehrere Scheiben und eine PVB-Folie – eine aktive Sicherheit. Bei Zersplitterung entsteht kein Loch, womit das Glas Einbrechern das Leben schwerer macht. Entsprechende Kennzeichnungen weisen auf Widerstandsklassen hin. Daneben können die VSGs auch noch weitere Funktionen erfüllen, wie Brandschutz, Schallschutz oder Unwetterschutz.
Solche Sicherheitsgläser sind erheblich teurer als normale Gläser, im Vergleich müssen Sie mit bis zu 150 Euro pro Quadratmeter mehr rechnen. Noch teurer wird es, wenn Sie individuell nach Maß bestellen. Achten Sie deshalb beim Einbau der Verglasungen bereits beim Bau auf die richtigen Maße.