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Berufsbild Glaser

Die Geschichte der Glaserei – Ein Überblick

Glaserei.org Team
Verfasst von Glaserei.org Team
Zuletzt aktualisiert: 07. Dezember 2018
Lesedauer: 6 Minuten
© PixelAnarchy (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Die Glaserei zählt mit zu den ältesten Handwerksformen und ohne käme die Gesellschaft heute kaum zurecht. Doch wie begann diese Berufssparte und welche Änderungen hat sie in den letzten Jahrhunderten erfahren? Dieser Artikel behandelt die Geschichte der Glaserei und erklärt ihren Verlauf und gibt einige erstaunliche Einblicke.

Wird bedacht, dass der Werkstoff Glas seit 9.000 Jahren bekannt ist, dürfte erstaunlich sein, dass eben dieses gläserne Konstrukt keinen eigenen Epochennamen erhielt. Tatsächlich wird Glas seit über neun Jahrtausenden benutzt. Zu dieser Zeit wurde das Material jedoch nicht wissentlich hergestellt, sondern in seiner natürlichen Form, dem Obsidian, verwendet. Herausragende Eigenschaften und neue Einsatzmöglichkeiten wurden laut dem Bundesverband der Glasindustrie e. V. jedoch erst ungefähr 7.000 Jahre vor Christus entdeckt.

Wie alles begann

 

  • Um 7.000 v. Christus wurde Obsidian in Handwerkszeugen eingesetzt. Schaber, Bohrmaterialien und Keile wurden aus dem natürlichen Glas hergestellt. Um das Jahr 3.000 vor Christus herum entdeckten die Ägypter, dass sich Glas zu Schmuckzwecken eignet. Erste Schmuckstücke wurden gefertigt, ebenfalls wurde Obsidian in Gefäße eingesetzt.
  • Ab ungefähr 1.500 vor Christus begann die tatsächliche Verarbeitung von Glas. Um Gefäße herzustellen, wurden kleine, natürliche Glasstäbchen um einen Kern aus Keramik gewickelt, der dem Gefäß die Form gab. Im letzten Arbeitsschritt kratzten die Hersteller die poröse Keramik heraus. In Ägypten gelang ein weiterer Fortschritt. Hier konnte Hohlglas hergestellt werden. Das Glas wurde fortan zur Aufbewahrung von Salben, Ölen und Flüssigkeiten genutzt.
  • Im Jahre 100 vor Christus begannen die aufwendige Nutzung von Glas und die Herstellung auffälliger Gefäße. Zuerst erfanden die Glaser die Glasmacherpfeife. Sie erlaubte es, Gläser mit einer sehr dünnen Außenwand herzustellen und das Material so zu formen, wie es dem gedachten Nutzen bestens entspricht. Ungefähr im Jahre 1 nach Christus konnten Ägypter farbloses Glas einschmelzen und die Qualität deutlich steigern.
  • Während des Mittelalters erlebte das Glashandwerk mehrere wichtige Neuerungen. So entstand um das 11. Jahrhundert herum in Venedig das Zentrum der Glaserei. Bis ins 17. Jahrhundert stellten Glasmacher Flaschen, Schmuckstücke und viele weitere gläserne Gebilde her.
  • Während der Hochzeit der Glasmacherkunst gelang es, das erste Fensterglas herzustellen. Kurz darauf wurde das Mondglas erfunden. Hierzu wird eine Kugel vorgeblasen und zu einem Teller geformt. Der Mittelteil wird später als Scheibe weiterverwendet.

 

Die erste Industrialisierung

 

  • Ab dem 17. Jahrhundert darf behauptet werden, dass die Glasmacherkunst eine eigene Industrie entwickelt. So finden sich Aufzeichnungen, die darauf hindeuten, dass ab 1688 ein Walzverfahren eingesetzt wurde. Geschmolzenes Glas wurde hierfür auf einen Tisch gegossen, auf diesem verteilt und gewalzt. Das so bearbeitete Glas war gleichmäßig dick und konnte als richtige Fensterscheibe genutzt werden. Allerdings gelang es den Glasern noch nicht, die Oberfläche des Glases ebenmäßig zu formen.
  • Deutschland trat im 18. Jahrhundert massiv in der Glaskunsttechnik hervor. So entwickelte sich in Deutschland das Schnittglas, in welches Motive in das Glas eingezeichnet werden konnten, sodass das Material graviert wurde.
  • Ab 1900 konnten Glaszylinder mit einer Höhe von bis zu acht Metern produziert werden. Kurz darauf erfand ein Amerikaner eine Möglichkeit, das Flaschenblasen zu automatisieren. Im Jahre 1913 wurde in Deutschland beispielsweise das Neuffer Doppelfenster patentiert, wie das Unternehmen die eigene Historie beschreibt. Ab dem Jahr 1917 wurde das sogenannte Libbey-Owens-Verfahren angewandt, welches eigens der industriellen Anwendung diente und zur massiven Steigerung der Glasproduktion führte. Die Industrialisierung machte hier jedoch noch keinen Halt. Wenige Jahre später gab es den ersten Automaten zum Blasen von Flaschen. Die Elektronik übernahm einige Maschinen jedoch erst im Jahre 1970. Nun steuerte eine elektrisch betriebene Maschine die Glasproduktion.

 

Heute ist der Werkstoff Glas nicht mehr aus der Gesellschaft wegzudenken. Glas kommt in so vielen Bereichen vor, dass auch die maschinelle Herstellung unverzichtbar geworden ist.

Fensterglas in der ursprünglichen Verwendung

Glasmanufaktur Kosta
Die alte schwedische Kosta-Glasfabrik. © Magnus67 (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Fensterglas ist sicherlich das Glas, welches besonders zur Geltung kommt. Immerhin gibt es kein Haus ohne Fenster. Doch wurde das Material direkt in privaten Haushalten genutzt? Nein, denn Fensterglas kam während des 9. Jahrhunderts zuerst in Kirchen und Klostern zum Einsatz. Die bunten Scheiben sollten den Gebäuden einen schöneren Glanz verleihen. Die ersten Einsatzgebiete hängen jedoch nicht allein damit zusammen, dass Gotteshäuser stets prachtvoll waren. Mönche übten sich besonders häufig in der Glasverarbeitung und arbeiteten als Glasverarbeiter und Glasmacher. Ab dem 13. Jahrhundert wurden diese beiden Berufsgruppen getrennt und erste Glaserzünfte kamen auf. In den Zünften gab es klare Regeln und praktische Vorgaben. So hatten die Mitglieder ein Recht auf Arbeit und das Volk war angehalten und verpflichtet, bei den anerkannten Glasern zu kaufen.

Die heutigen Fensterscheiben bestehen zu großen Teilen natürlich nicht mehr aus buntem Glas oder ausschließlich aus diesem Werkstoff. Im Zuge der letzten Jahre wurde Fensterglas immer weiter überarbeitet, sodass es heute wärmeisolierend ist, bruchsicher oder auch schlagsicher. Oftmals werden mehrere Scheiben mit Folien verbunden, die das Zerbrechen des Glases verhindern. In Fahrzeugen kommt dieses Sicherheitsglas ebenso zum Einsatz wie sehr bruchhaftes Glas. Seitenscheiben beispielsweise werden eigens so hergestellt, dass die Bruchstücke sehr klein sind und keine scharfen Kanten besitzen. Auf diese Weise verringert sich die Verletzungsgefahr.

Fensterscheiben werden ebenfalls miteinander verbunden. Um die isolierende Eigenschaft zu erhöhen, befindet sich zwischen den einzelnen Scheiben oftmals ein Gas, welches die Temperatur konstant hält.

Die Glaserei wird sich weiterentwickeln

Natürlich ist die Glaserei noch nicht am Ende ihres Weges angekommen. Das Material ist zu wertvoll und wichtig innerhalb der Gesellschaft, um rasch ersetzt zu werden. Dank verschiedener Recyclingverfahren lässt sich altes Glas heute leicht wiederverwenden und zu neuen Produkten formen. Und selbst abseits der offensichtlichen Glasverarbeitung kommt Glas zum Einsatz. In Computern werden Schaltungen, Halbleiter oder auch Speichermedien mit Glas versehen, auch in der Elektronik von Fahrzeugen ist Glas ein unverzichtbares Hilfsmittel.

Sicherlich wird sich die Produktion weiterhin verändern. Die Glasmacherkunst als altes Handwerk dürfte dennoch erhalten bleiben. Mundgeblasenes, von Hand gefertigtes Glas gilt bis heute als Besonderheit, schließlich entstehen auf diese Weise wahre Unikate. Einzig für die Massenproduktion ist die Handfertigung nicht mehr nutzbar, da die Herstellung von Gläsern und gläsernen Bausteinen zu lange dauert.

Über unsere*n Autor*in
Glaserei.org Team
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